Die Geschichte vom Wiederaufbau der S-Bahn nach Rangsdorf ist umfangreich und es wurde bereits viel darüber berichtet. Fakt ist, daß der noch amtierende Ministerpäsident Dietmar Woidke am 08. Juli 2018 – pünktlich zur Landtagswahl – vor tausenden Mitarbeitern bei Rolls Royce in Dahlewitz, versprach:
Die S-Bahn kommt!
Die Tradition neuer Versprechungen vor einer Wahl wird eisern fortgeführt. So gibt es wieder neue Versprechungen für die Wahl 2024.
2019 vereinbarte man im Koalitionsvertrag der voller Euphorie, daß man auch einen 10-Minuten Takt für die S-Bahnen und den Ausbau der umsetzen werde.
Für die S-Bahn in Brandenburg ist der 10-Minuten-Takt unser langfristiges Ziel. Hierfür werden eingleisige Streckenabschnitte schrittweise ausgebaut. Die Einrichtung zusätzlicher Spätverbindungen (Regionalverkehr und PlusBus) wird die Koalition prüfen. Im Berlin-Brandenburg-Takt werden eine gleichmäßige Vertaktung und die gute Erreichbarkeit der Fernverkehrsverbindungen angestrebt.
Heute wissen wir, daß es sich dabei um leere Versprechungen handelt. Es ist kein Versehen, kein Mißverständnis und selbst Geldmangel können nicht als Erklärungen herhalten. Die Landesregierung hat nach der gewonnenen Wahl Infrastrukturen sogar bewusst zurück bauen lassen. Entlang der Dresdener Bahn und der S-Bahn Strecke S2 bis Blankenfelde, wurden S-Bahn Überführungen, die zum Teil viergleisig waren, mit nagelneuen Brückenbauwerken auf drei Gleise reduziert.
Widersprüchliches
Eine weitere bittere Ironie, die das Chaos der Planungen in Potsdam offenlegen, ist die Tatsache, daß die NKU für den Wiederaufbau der Strecke nach Rangsdorf, ausgerechnet eine Zweigleisigkeit fordert, um einen fiktiven 10 Minuten Takt zu ermöglichen.
Die Strecke soll zweigleisig errichtet werden, damit die betrieblichen Voraussetzungen für eine Ausdehnung des, heute bereits bis Lichtenrade bestehenden, 10-Minuten-Takt‘s bis Rangsdorf geschaffen werden können.
Diese Forderung birgt Sprengstoff, denn allein dieses kleine Detail treibt die Kosten für den Ausbau der S-Bahn enorm in die Höhe und verschlechtert die Bewertung der NKU erheblich. Angesichts der aufgezeigten Bauausführung, der politischen Ziele und Widersprüche muß man leider feststellen, daß nichts zusammen passt.
Fazit
Die konkrete Ausgestaltung des Ausbauvorhabens lässt einen erschaudern, wie wenig Weitblick und Realitätssinn im Brandenburgischen Verkehrsministerium vorhanden zu sein scheint. Das Versprechen des 10 Minuten Taktes wirkt angesichts der eingleisigen Strecke mindestens für die nächsten 30 Jahre in weite Ferne gerückt. Bis dahin sind viele, die sehnsüchtig darauf gewartet haben, entweder schon tot oder in Rente. Es schmerzt regelrecht zu sehen, wie diese neuen und sehr teuren Infrastrukturen, vor allem in Blankenfelde, praktisch keinen Mehrwert bieten. Zwei Fernbahngleise und ein notdürftig eingefügtes S-Bahn Gleis hatte man schon 1992.